Kinder – der ganz normale Wahnsinn!


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Das Leben mit Kindern macht Spass – für mich als kinderlose Tante eigentlich immer. So gehören der vierjährige Gian und der dreijährige Luuk zu meinem privaten Wellness-Programm und sind ein fester Eintrag in meiner Agenda. Seit einiger Zeit ist es Tradition, dass ich samstags oder sonntags einen Tag mit den beiden Jungs und meiner Schwester verbringe. Das sind für mich immer sehr abenteuerliche Stunden und ich wachse wöchentlich über mich hinaus und staune, über welch verborgenen Fähigkeiten ich verfüge, von welchen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Endlich kann ich in meinen Lieblingsfilm «Mary Poppins» eintauchen und wie das fantastische Kindermädchen mit dem Regenschirm agieren. Nun – zaubern kann ich (noch) nicht und fliegen kann ich auch nicht. Auch ein charmantes Lächeln reicht manchmal nicht, um die bewegungsfreudigen Jungs unter Kontrolle zu halten, aber mit «Supercalifragilisticexpialigetisch» komme ich immer irgendwie weiter… und sei es nur meine beiden kleinen «Helden» zum Lachen zu bringen – dies ist schon die halbe Miete. Es gibt eine Menge Gründe mit Kindern den Tag zu verbringen, obwohl sie anstrengend und fast immer ungeduldig sind und eben viele Nerven kosten können. Doch in der privilegierten Rolle der Tante erlebe ich das (glücklicherweise) nur am Rande mit. Zudem Hand aufs Herz – unter dem Strich lohnt sich die Mühe doch!

    Kinder sind ein kleines Wunder: Ich sehe Luuk immer noch ein paar Stunden nach seiner Geburt vor mir – ein verschrumpeltes kleines Ding mit Minaturfingerchen und -füsschen. Und jetzt mit drei Jahren kann er schon Nüsse knacken, wunderschöne «Knetlandschaften» gestalten, Raclette essen und mir die Welt erklären. Kinder sind Philosophen: Gian stellt mir bei jedem zweiten Satz die existenzielle Frage «Warum»? Warum gehen wir jetzt raus und warum benötigen wir Butter zum Kuchenbacken, warum ist das Feuer-wehrauto rot, warum scheint die Sonne nur am Tag, warum, warum, warum? Diese überlegenswerten Fragen holen mich oft aus der Reserve, lassen mich selber nachdenken und staunen über unsere Schöpfung. Ach ja, warum eigentlich – wie erkläre ich das jetzt einem Vierjährigen verständlich? Kinder sind das beste Rezept um zu entschleunigen: So habe ich für einen kurzen Weg zum Spielplatz sieben Mal so lange, denn alle fünf Schritte legen Gian und Luuk eine Pause ein und entdecken etwas Interessantes am Wegrand. Dies schärft mein Blick fürs Detail erneut. Die Kinder finden in hinterletzten Winkeln ein schönes Steinchen, ein Stück Holz, Blätter, Blumen, Insekten etc. Und nicht selten müssen dann diese Trouvaillen einfach mit nach Hause. Alle, die über ein geräumiges Auto verfügen, sind hier im Vorteil. Den beiden Jungs diese umständlichen Ideen auszureden – da der Ast jetzt halt doch ein bisschen zu gross ist – funktioniert übrigens zu 99 Prozent nicht, ohne dass Tränen fliessen.

    Kinder sind gnadenlos ehrlich: Das kann oft lustig sein oder auch ziemlich peinlich oder beides. Etwa, wenn der clevere Gian einer kleinwüchsigen Frau begegnet und sie fragt: «Warum bist du so klein?». Sie antwortet: «Du bist noch kleiner als ich.» Und er antwortet frisch und frei von der Leber mit einer gewissen Ernsthaftigkeit: «Ja, aber ich wachse noch und werde grösser als du.» Na ja, Autsch! Kinder überraschen aber irgendwann auch damit, dass sie manches besser können als man selbst. Nun, Kochen ist jetzt überhaupt nicht mein Metier. Nachdem sich der vierjährige Gian beschwert hat, dass ich nur Fertigravioli aufwärme, was kinderleicht sei und mir danach noch detailgenau erklärte, wie man eine feine Suppe selber macht, war ich ganz zerknirscht. Jedenfalls habe ich mir jetzt ein Kochbuch schenken lassen, und lerne mit über 40 Jahren selber Gerichte zu kreieren. Besonders Spass macht das Kuchenbacken mit den Kindern. Dabei zeigt sich nämlich, dass Kinder wahre Künstler sind: Wenn sie den Kuchen mit Smarties, Marzipanblumen und silbernen Kügelchen verzieren oder keck ein paar M & M’s in den Teig werfen. Ihre Kunstfertigkeit stellen die beiden Jungs auch beim Bemalen der Drachen oder beim Kneten unter Beweis. Ihre eigenwilligen Kreationen lassen mit viel Fantasie einen Frosch oder Käfer erkennen. Oft brauchen sie meine kreative Unterstützung, wobei sie auf ihren willkürlichen Ideen beharren und es vorkommt, dass ich eine halbe Stunde eine Palme forme, die nach sieben Anläufen dann dem kindlichen Kunstkonzept entspricht.

    Ach ja und noch etwas – Kinder sind das beste Mittel, in dieser echt schwierigen Zeit das Leben trotzdem zu geniessen!

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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